Harald Walser (Hg.): Mäder
Wenn jemand, der sich für Vorarlberger Geschichte interessiert, einzig und allein diese Dorfgeschichte zur Hand hätte, dann sollte das ein guter Anfang sein, um auch viel über ganz Vorarlberg zu erfahren: über feudale Abhängigkeitsverhältnisse im Mittelalter und in der frühen Neuzeit; über bittere Armut im 19. Jahrhundert; über die Formierung der großen weltanschaulichen und politischen Lager - Klerikale und Antiklerikale beziehungsweise Katholisch-Konservative (oder Christlichsoziale) sowie Liberale und Sozialdemokraten; über den Übergang zur demokratischen Republik nach dem Ersten Weltkrieg 1918; über die Weltwirtschaftskrise und zwei Diktaturen - die austrofaschistische und, ungleich brutaler und menschenverachtender, die nationalsozialistische; schließlich wieder über einen Weltkrieg und dann über den politischen und wirtschaftlichen Neuaufbau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dazu als ständig drohende Begleitung: der Rhein mit seinen Überschwemmungen. Und man kann in diesem Buch natürlich ebenso vieles erfahren, was für Mäder besonders ist: die Rolle von großen Familienverbänden in einer kleinen Gemeinde; der Kampf der Menschen gegen die immer wiederkehrenden Überflutungen; der Mut von Frauen und Männern im Dorf, mit aufrechtem Gang für ihre Sache einzutreten, auch unter einer Diktatur. Mäder hat einen langen Weg hinter sich: vom Vorarlberger Armenhaus des neunzehnten Jahrhunderts zur Umwelt-Mustergemeinde des Landes am Ende des zwanzigsten. Mäder ist also nicht bloß irgendein kleines Dorf am Rhein - Mäder ist ein gutes Stück Vorarlberg.
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