Harald Walser: Bombengeschäfte. Vorarlbergs Wirtschaft in der NS-Zeit

Studien zur Geschichte und Gesellschaft Vorarlbergs, Band 6. 1989, 376 Seiten, kt., 62 Abb., ISBN 3-900754-06-3, öS 317,- / € 23,04 (vergriffen)

 

Vorarlberger Landesbibliothek

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Großinvestitionen in der NS-Zeit, wie die Illwerke-Bauten, der Bau von Straßen und die Errichtung der Südtiroler-Siedlungen in allen größeren Orten des Landes, veränderten ebenso wie die Erfordernisse der Kriegswirtschaft die wirtschaftliche Struktur Vorarlbergs grundlegend.

Die bis 1938 dominierende Textilindustrie verlor bis 1945 an Terrain zugunsten der Elektro- und metallverarbeitenden Industrie. Nicht so die Textilindustriellen: Ihnen gelang es durch Diversifikation der Produktion ihre führende Stellung in der Wirtschaft des Landes zu behaupten. Sie gründeten und erwarben metallverarbeitende Betriebe.

Durch die "Arisierung" jüdischen Eigentums kamen Vorarlberger Unternehmer in den Besitz großer Warenhäuser, Fabriken und Wohnungen in Wien.

Für die Arbeitskräfte schien sich die Situation anfänglich zu verbessern, zumal die Arbeitslosigkeit nach wenigen Monaten beseitigt war. Die zunehmende Militarisierung des Arbeitslebens, lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne zeigten aber bald ein anderes Bild vom "nationalen Sozialismus".

 

Inhalt

1. Vorwort 7
2. Abkürzungen 8
3. Einleitung 10
4. Die Ausgangslage 23

4.1. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik bis zum März 1938 23

4.2. Wirtschaftliche und politische Strategien der großen Textilunternehmer des Landes
vor dem "Anschluß"
27

4.3. "Arisierungen" und hohe Posten nach dem "Anschluß" 32

4.4. Die wirtschaftliche Situation Vorarlbergs zu Beginn der NS-Herrschaft 41
5. Der Arbeitsmarkt in der NS-Zeit 46

5.1. Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit nach dem "Anschluß" 46

5.2. Erneute Probleme am Arbeitsmarkt 1939 50

5.3. Die "Arbeitseinsatzlage" während des Krieges 57

5.4. Bevölkerungsentwicklung und Berufsstruktur 67
6. Die Entwicklung der wichtigsten Wirtschaftsbereiche 76

6.1. Elektrizitätswirtschaft 76

6.2. Textilwirtschaft 94

6.3. Bauwirtschaft 105

6.4. Landwirtschaft 120
7. Vorarlberg wird von der Kriegswirtschaft erfaßt 146

7.1. Wehrmachtsaufträge mit Ausnahme der Rüstung 147

7.2. Rüstungsindustrie 154

7.3. Betriebsverlagerungen nach Vorarlberg 178

7.4. Diversifikation der Produktion und Firmenübernahmen 198
8. Die Lage der Arbeiterschaft 211

8.1. Die Entwicklung der Löhne 211

8.2. Die Entwicklung der Preise 222

8.3. Ausdehnung der Arbeitszeit 231

8.4. Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern 250

8.5. Das "Arbeitserziehungslager" Reichenau 264

Zusammenfassung 271
10. Anhang 278

10.1. Die größeren heimischen Rüstungsfirmen 280

10.2. Nach Vorarlberg verlegte Produktionsstätten 298
11. Anmerkungen 321
12. Quellen-, Literatur- und Bildverzeichnis 351

12.1. Quellenverzeichnis 351

2.2. Literaturverzeichnis 353

12.3. Bildquellennachweis 368
13. Register 369

13.1 Namen- und Firmenregister 369

13.2 Ortsregister 374

 

Leseprobe

"Bis etwa 1930 war die ökonomische Elite des Landes im liberalen und später deutschnationalen Lager parteipolitisch sehr aktiv. Ab Beginn der dreißiger Jahre wurde von diesen Unternehmern dann zunehmend die NSDAP unterstützt, was sich nach 1938 durchaus im wörtlichen Sinn bezahlt machte. Die führenden Repräsentanten der Textilindustrie büßten dieses Engagement nach 1945 mit zumindest mehrwöchigen Inhaftierungen in den Internierungslagern für Nationalsozialisten. Das gilt für Eigentümer der Firmen F. M. Hämmerle, Franz M. Rhomberg, Carl Ganahl, Getzner, Mutter & Cie. und andere.

Ob es diese Erfahrungen waren? Jedenfalls zog sich die ökonomische Elite des Landes mit wenigen Ausnahmen - etwa Hans Ganahl und Rudolf Hämmerle - nach 1945 aus der Landespolitik zurück und überließ dieses Feld Vertretern der Bauern, der Beamtenschaft und der Handwerker. Die Rahmenbedingungen hatten sich offensichtlich geändert: Parteipolitisches Engagement schien nicht mehr opportun. Dort, wo es dennoch stattfand, damit die eigenen Interessen durchsetzbar blieben, wurde der Schulterschluß mit der katholisch-konservativen Elite des Landes gesucht - und gefunden."

 

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