Harald Walser: Bombengeschäfte. Vorarlbergs Wirtschaft in der NS-Zeit
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Die bis 1938 dominierende Textilindustrie verlor bis 1945 an Terrain zugunsten der Elektro- und metallverarbeitenden Industrie. Nicht so die Textilindustriellen: Ihnen gelang es durch Diversifikation der Produktion ihre führende Stellung in der Wirtschaft des Landes zu behaupten. Sie gründeten und erwarben metallverarbeitende Betriebe. Durch die "Arisierung" jüdischen Eigentums kamen Vorarlberger Unternehmer in den Besitz großer Warenhäuser, Fabriken und Wohnungen in Wien. Für die Arbeitskräfte schien sich die Situation anfänglich zu verbessern, zumal die Arbeitslosigkeit nach wenigen Monaten beseitigt war. Die zunehmende Militarisierung des Arbeitslebens, lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne zeigten aber bald ein anderes Bild vom "nationalen Sozialismus".
Inhalt
Leseprobe"Bis etwa 1930 war die ökonomische Elite des Landes im liberalen und später deutschnationalen Lager parteipolitisch sehr aktiv. Ab Beginn der dreißiger Jahre wurde von diesen Unternehmern dann zunehmend die NSDAP unterstützt, was sich nach 1938 durchaus im wörtlichen Sinn bezahlt machte. Die führenden Repräsentanten der Textilindustrie büßten dieses Engagement nach 1945 mit zumindest mehrwöchigen Inhaftierungen in den Internierungslagern für Nationalsozialisten. Das gilt für Eigentümer der Firmen F. M. Hämmerle, Franz M. Rhomberg, Carl Ganahl, Getzner, Mutter & Cie. und andere. Ob es diese Erfahrungen waren? Jedenfalls zog sich die ökonomische Elite des Landes mit wenigen Ausnahmen - etwa Hans Ganahl und Rudolf Hämmerle - nach 1945 aus der Landespolitik zurück und überließ dieses Feld Vertretern der Bauern, der Beamtenschaft und der Handwerker. Die Rahmenbedingungen hatten sich offensichtlich geändert: Parteipolitisches Engagement schien nicht mehr opportun. Dort, wo es dennoch stattfand, damit die eigenen Interessen durchsetzbar blieben, wurde der Schulterschluß mit der katholisch-konservativen Elite des Landes gesucht - und gefunden."
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