Werner Bundschuh: Bestandsaufnahme: Heimat Dornbirn 1850-1950
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Die Textilfabrikanten - zum überwiegenden Teil deutschnational/nationalsozialistisch - blieben jedoch die eigentlichen Herren in der Stadt. Nach dem Desaster des "Dritten Reiches" gab es eine Aussöhnung. Allerdings gingen nur wenige "Ehemalige" wieder in die Politik. Sie verlegten ihre Aktivitäten hauptsächlich in den wirtschaftlichen Bereich. 1949 wurde die "Dornbirner Export- und Mustermesse" gegründet. In der traditionellen Geschichtsschreibung stehen die "Textilbarone" im Vordergrund. Von Not, Hunger und Elend ist den "Heimatbüchern" kaum die Rede. Doch: Nicht alle waren in dieser Stadt stets "so gut versorgt", wie es offizielle Darstellungen und Firmenbücher glauben machen wollen.
LeseprobeWährend des Ersten Weltkrieges besuchten Kaiser Karl und seine Frau Zita Dornbirn. Der Herrscher wandte sich dabei mit den Worten "Ich glaube, hier ist es gut versorgt!" an eine der Empfangsdamen. "Ja, Majestät, hier ist es gut versorgt!" war die pflichtschuldige Antwort. Die Wirklichkeit sah anders aus: Während den Landwirten und begüterten Bürgern - allen voran den "Textilbaronen" - ärgere Entbehrungen erspart blieben, mußten breite Bevölkerungsschichten in der Vorarlberger Industriemetropole buchstäblich hungern. Vor allem die Arbeiterschaft und die Lohnabhängigen litten in der "Gartenstadt" unter der miserablen Wirtschaftslage. Trotz der staatlichen Reglementierungen waren die Güter des täglichen Bedarfs ungleich verteilt. Auch damals regierte das Geld - so der christlichsoziale Stadtchronist Martin Natter - "alles, die ganze Welt". Dornbirn machte keine Ausnahme.
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